
Original-Kaufbeleg
Im Mai 1964 wurde der Ford-Mustang auf der Automesse in Detroit vorgestellt.
Mein Vater hat sich im Juni einen Wagen bestellt, der am 31.08.64 geliefert wurde.
Der Original-Kaufbeleg ist noch immer in meinem Besitz.
Galerie
Gedanken an den Vater
Mein Vater wurde am 25.05.27 in Charleston, West-Virginia geboren.
Er war Seemann bei der US-Navy, arbeitete auf Versorger-Schiffen als 1st Chief-Engineer, unter anderem auf dem Schiff, das die Apollo 11 aufgenommen hat.
Es hat uns nur 2-3x im Jahr besuchen können, und dann auch immer nur für 2 Wochen.
Meine Mutter hat er in Bremerhaven kennengelernt, dort gab es eine Home-Base der Navy.
Als kleiner Junge war ich immer ganz aufgeregt, wenn wir ihn vom Schiff abgeholt haben, und ich war immer sehr stolz, wenn er in Uniform vor mir stand und ich mit ihm auf das Schiff durfte. Unvergessen der Lärm, die Hitze und der Geruch, als ich mit in den Maschinenraum durfte. Wenn ich heutzutage Schweröl oder Schiffsdiesel rieche, fühle ich mich sofort in meine Kindheit versetzt.
Im Mai 1964 wurde der Ford-Mustang auf der Automesse in Detroit vorgestellt. Mein Vater hat sich im Juni einen Wagen bestellt, der am 31.08.64 geliefert wurde. Der Original-Kaufbeleg ist noch immer in meinem Besitz.
Meine ersten Erinnerungen an den Mustang sind von 1972, als meine Mutter und ich meinen Vater in den USA besucht haben. Seine Familie lebte in Manassas in der Nähe von Washington DC. Von dort sind wir mit dem Mustang die Ost-Küste entlang auf der Route 95 nach Orlando in Florida gefahren, haben unterwegs Verwandte besucht und waren ein paar Tage in Disney World.
Mein Vater hatte die Angewohnheit, sich eine Zigarre anzuzünden (Phillies Blunt Cigars), ein paar Mal dran zu ziehen und sie dann aber den ganzen Tag im Mundwinkel zu tragen.
Ein Bild, das sich mir sehr eingeprägt hat, ist mein Vater hinterm Steuer des Mustang, auf der Zigarre kauend, meine Mutter mit Menthol-Zigarette, und ich auf dem Rücksitz mit Marmeladen-Toastbrot. Davon habe ich gefühlt Hunderte gegessen.
Mein Vater war für mich immer ein Urgestein. Er war nicht groß, aber sehr kräftig, hatte mächtige und tätowierte Oberarme, trug immer kurzärmelige Hemden und einen Al-Capone Hut. Und er konnte immer und überall schlafen – sogar im Stehen. Ich war noch sehr klein, als wir einmal in Hamburg im HVV-Bus unterwegs waren und mein Vater tatsächlich im Stehen einschlief und anfing zu Schnarchen. Alle haben gekuckt und mir war das einerseits sehr peinlich, andererseits hatte ich aber ein großes Gefühl von Stolz und Liebe, als ich ihn so mit Zigarre im Mundwinkel, Al-Capone-Hut und Lederjacke gesehen habe – stehend, schlafend, schnarchend...
Bei jedem seiner Besuche hat er sich erst einmal ein Laib Schwarzbrot gekauft und das dann auch aufgegessen. Er konnte irrsinnig viel essen, und sein Liebstes waren frisches Schwarzbrot mit Butter und Berge von Kartoffelpuffern.
Da er auf dem Schiff immer unregelmäßige Arbeits- und Ruhezeiten hatte, war er oft sehr früh wach. Wir sind dann oft zum Bäcker spaziert und bevor der Laden öffnete, haben wir frische, warme Brötchen direkt aus der Backstube gekauft.
Als er zu einem Weihnachtsfest in Hamburg war, haben wir so sehr getobt, dass er über das Sofa gefallen ist und sich den Arm gebrochen hat. Ich erinnere mich an meine ganz widersprüchlichen Gefühle: es tat mir so leid, dass es beim Toben mit mir passiert ist – und andererseits war ich froh, weil er somit noch länger bleiben konnte.
1980 ging mein Vater das letzte Mal von Bord, ging in Rente und kam nach Hamburg.
1983, nach der Scheidung meiner Eltern, verließ er Deutschland, ging mit meinem Bruder, damals 13 Jahre alt, zurück in die USA.
1994 ist er an Bauchspeicheldrüsen-Krebs erkrankt (wahrscheinlich die Folge seines Zigarrenkonsums – er hat die ja eher gegessen als geraucht), und ich habe ihn kurz vor seinem Tod noch einmal besucht. Es war sehr erschreckend, meinen einstmals so starken, kräftigen Vater als ausgezehrten, kranken, abgemagerten, alten Mann zu sehen.
Aber auch dann hatte er immer noch seine Zigarre im Mundwinkel.
Den Mustang hat 1994 mein Bruder geerbt. 1998 ist er zurück nach Deutschland gekommen und hat den Wagen mitgebracht.
2003 habe ich ihm den Wagen abgekauft. Als ich das erste Mal wieder in dem Mustang saß, war das wie eine Zeitreise: Geruch und Sound des Wagens haben mich sofort wieder nach 1972 versetzt, dem oben beschriebenen Moment. Und es vergeht kaum eine Tour in dem Mustang, bei der ich nicht intensiv an meinen Vater denke.
Marc Nelson, im September 2022
Restaurierung #1
Als ich den Wagen übernommen habe, war er in einem erbärmlichen Zustand: durchgerostet, teilweise mit dem Blech von Cola-Dosen repariert und mit mehr als 1cm Spachtelmasse am verbeulten Kotflügel.
Also habe ich das Blech in Kiel von einem leidenschaftlichen Schrauber komplett reparieren, die Kotflügel austauschen und die Technik restaurieren lassen.
Die Bilder der Restaurierung sehr ihr hier.
Kunst-Event
Im Jahr 2022 sind die Vorschriften für die Vergabe von H-Kennzeichen (für historische Fahrzeuge) deutlich verschärft worden. Das H-Kennzeichen dürfen seitdem nur noch Wagen erhalten, deren Zustand mindestens der Schulnote 2 entspricht.
Für meinen Mustang bedeutet dies, dass er komplett restauriert und mit dem Original-Farbton „Wimbledon White“ lackiert werden muß.
Birte Ballauff von Hamburg Car Events kam auf den Gedanken, den Mustang im Rahmen eines Kunst-Events von Jeannine Platz bemalen zu lassen, und ihn so als Hommage an meinen Vater zu zeigen, bis er zur notwendigen Restaurierung #2 gebracht wird.
Jeannine und ich waren begeistert von der Idee und schnell war klar, welche Texte auf den Wagen gehören: Gedanken an meinen Vater, Erinnerungen an meine Kindheit, erste Erinnerungen an den Mustang.
Im Rahmen der 9. Hamburg Car-Classics-Rallye im Jahr 2022 wurde die Idee dann in die Tat umgesetzt - auf der Promenade in Kappeln an der Schlei. Eine hochkarätige und doch tiefen-entspannte Rallye, m.E. die beste des Nordens.
Deshalb: Meinen herzlichen Dank an Birte Ballauff von Hamburg-Car-Events! Ohne sie wäre der wunderbare Kontakt zu Jeannine, und damit dieses für mich so wichtige Projekt, nie zustande gekommen.
Hier geht es zur Anmeldung der diesjährigen 10. Hamburg Car Classics (es sind noch wenige Plätze frei).

Birte Ballauff und Jeannine Platz
Restaurierung #2
To be announced...